Fast eine ganze Woche verbrachten wir im eher unbekannten Naturparadies Masuren. Die im ehemaligen deutschen Ostpreußen gelegenen über 3000 Seen, verzweigten Flüsse und Kanäle und die dazwischen von dichten Wäldern gesäumten Alleen verbinden die meist hübsche kleine Städtchen miteinander.
Die noch recht ursprüngliche Natur führt dazu, dass sich Störche, Schwäne, Kormorane, Rehe, Hirsche und mit Glück auch Elche und Wisente beobachten lassen.
Wassersport ist eines der Hauptthemen. Da wir kein Boot dabei hatten, beschränkten wir uns auf das schwimmen in verschiedenen Seen, das wandern oder promenieren, z.B. in dem bekanntesten und beliebtesten Ferienort in Mikołajki. Hier konnte ich eines der lokalen Gerichte (fritierte Stinte) probieren. Entlang des fast 100 Kilometer langen, kristallklare Flusses Krutynia konnten wir in märchenhafter Atmosphäre viele Paddler beobachten.
„Schwerere Kost“ stellte für uns die Konfrontation mit unserer Deutschen Vergangenheit dar. Der Führerbunker Hitlers „Wolfsschanze“ und das Hauptquartier des Heeres im „Mauerwald“ riefen uns den Wahnsinn der NS-Zeit vor Augen, den ich noch aus den Erzählungen meiner Oma über Flucht und Vertreibung kannte. Heute werden die massiven Bunker (Wände bis zu 7m Dicke) als Touristenattraktion und Mahnmal genutzt.
Ein ganz besonderes Erlebnis war für uns der Besuch des Schlosses von Heinrich und Gottliebe von Lehndorff in Steinort. Während des 2. Weltkriegs quartierte sich hier Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop im Westflügel ein. Die für ihn bestimmten sieben Zimmer wurden völlig neu hergerichtet, tapeziert, Badezimmer und Küche eingebaut. Die Besitzer mussten in den Rest des Schlosses ausweichen. Das prekäre daran: Heinrich von Lehndorff (der damalige Besitzer) war im Widerstand aktiv und später am Attentat des Generals von Staufenberg an Hitler beteiligt. Monatelang führte er als „Gastgeber“ von Ribbentrop ein Doppelleben und wurde nach dem misslungenen Attentat sofort hingerichtet. Seine Frau gebar noch im Gefängnis ihr gemeinsames Kind.
Jahrzehnte war das Schloss am Verfallen und wird nun durch eine Stiftung restauriert. Wir hatten die Gelegenheit, die Baustelle zu betreten. Ich konnte im Westflügel sogar die ehemalige Küche fotografieren, die damals für Ribbentrop extra eingerichtet wurde. Ich finde es total wichtig, dass solche „Geschichten“ in Erinnerung bleiben.