Offroadtraining in der Sahara (Tunesien)
Hier berichten wir euch von unserer offroad Reise durch Tunesien. In unserem „Willi“ ging es über Strassen, Pisten, Dünenfelder bis zu Oasen in der Sahara. Für uns beide als offroad-Neulige war das eine echt grandiose Erfahrung.
Gemeinsam mit 9 anderen Fahrzeugen – ähnlich wie unserem – fühlten wir uns da recht sicher. Tobi Teichmann von 4wheel24 hatte uns dazu eingeladen. Mit ihnen haben wir unser Fahrzeug vom Feuerwehrfahrzeug zum Expeditionsmobil umgebaut. Wir wurden begleitet von einem Werkstattfahrzeug und natürlich von Tobias und seiner Mannschaft, die über einige Rally-Erfahrung in Tunesien verfügen.
- Wie würden wir offroad zurecht kommen?
- Wie bewährt sich unser 40 Jahre alter 1017?
- Wird es Spass oder Stress?
- Werden wir als Gruppe miteinander klar kommen?
Treffpunkt war der Hafen von Genua. In 24h setzten wir mit einer Fähre von GVN nach Tunis über. Ca. 1000.- € muss man für einen LKW mit Aussenkabine hin und zurück rechnen. Danach Zollformalitäten – für uns Europäer gefühlt sehr langwierig und kompliziert, dann gleich Strecke machen, um möglichst schnell in den Süden des Landes zu gelangen. Übernachtet wurde meist irgendwo frei am Strand oder direkt in der Wüste, ganz vereinzelt auch auf Campingplätzen – auf den wenigen, die es in Tunesien überhaupt gibt.
Ab auf die Pisten
Dann gings los: Zuerst mit Schotterpisten und unbefestigten Wegen: Luft auf ca. 3bar ablassen, alles festschnallen, Funkgeräte klar machen, genügend Getränke bereit halten – wir hatten ca. 35 Grad am Tag.
Die ersten Instruktionen zu Böschungswinkel, Verschränkung, und Fall-Linie. Es war spannend und hat mega Spass gemacht, zu sehen, was unser Willi kann. Endlich mal mit 170 PS und 10 anderen richtig offroad Erfahrungen sammeln. Nach einem langen Tag ging es dann noch in einer Kolonne von 10 Expeditions-LKWs durch so manche Dörfer. Das war echt eine Herausforderung.
Dann ging es in den Sand … endlich: Nochmal Luft ablassen auf weniger als 2bar um damit die Auflagefläche zu erhöhen, unvorstellbar, was das für einen das Unterschied macht. Mit normalem Luftdruck sind wir schnell festgesessen, mit 2bar gings dann über Dünen, die ein Vielfaches höher und weicher waren und dann hatten wir ja immernoch die Mittelsperre und die Hecksperre, wenn es schwierig werden sollte. Hier machten sich jetzt auch die unterschiedlichen PS-Zahlen deutlich bemerkbar. Mit 580PS ging es natürlich ganz anders über die Dünen als mit 170 PS.
Manchmal mussten wir uns richtig überwinden, da runter oder rauf zu fahren. Und immer wieder : Fall-Linie! Am Abend war ich echt voll mit Adrenalin, Endorphin und dem ganzen Zeugs … Diese besondere Chance haben wir echt voll genossen. Das Miteinander war super: man hat sich unterstützt, gelacht, angefeuert, ein bischen Konkurrenz war natürlich auch immer im Spiel
Übernachten
Wir hatten sogar einen Koch dabei, der uns an vielen Abenden mit exotischen tunesischen Gerichten verwöhnte: Oktopus, Gries…, Kamelgulasch. In den Fahrzeugen wurden die Beilagen gekocht oder leckere Kleinigkeiten. z.B. 40kg lecker eingelegte Oliven beigesteuert
Eine Wagenburg in der Wüste, Ruhe, Sternenhimmel, am Abend am Feuer zusammensitzen und das Erlebte verdauen, … So tief und fest haben wir selten geschlafen.
Kulturelles
Wir haben auch ein paar kulturelle highlights mitgenommen, wie Das „Rommel-Fort“, das grösste Amphitheater Afrikas in El Jem oder den Markt in Douz.
Nachdem Tunesien sich vor 30 Jahren über einen blühenden Tourismus freuen konnte und sich als Land hauptsächlich darüber finanzierte, brach der ja nach der – wie sie sagen – „Revolution“, dem Arabischen Frühling und Attentaten auf Touristen fast völlig zusammen. Noch heute leidet das Land unter dem Einbruch des Tourismus und – ausser in den grossen Städten – ist viel Arbeitslosigkeit und Armut zu sehen.
Technik ist wichtig
Es gab viele Gelegenheiten, technisches Know how zu lernen und vor allem grad praktisch umzusetzen: Den Auftakt machten wir gerade selbst. Uwe hatte auf der Anreise nach Genua nachts um 4 auf der Suche nach einem Schlafplatz einen Randstein so touchiert, dass die Flanke des Reifen hinten rechts beschädigt wurde. Schon auf der ersten Fahrt – glücklicherweise gerade nach einer Mautstelle an der Autobahn, hörte er, wie die Luft aus dem Reifen zischte. Also: LKW sichern und hochbocken, Reifen runter, Ersatzrad runter, Ersatzrad rauf, defekten Reifen wieder rauf, …Für alle ein lehrreiches Ereignis.
In der Wüste ist mir bei niedrigen Luftdruck dann der Reifen auf der anderen Seite von der Felge gerutscht. Und wieder: LKW aufbocken, … was im Sand gar nicht so einfach ist. Aber zum Glück hatten wir ja die Mannschaft von 4whell24 dabei … mit Hebekissen und vereinten Kräften war ich dann wieder fahrtüchtig. Auch die anderen konnten profitieren, durch praktische Mithilfe oder einfach durchs zuschauen.
Tobias nahm sich an einem Vormittag Zeit, um uns wichtige Einsteigerinfos zu unseren Fahrzeugen, Motoren, Dieselpumpen, Zwischenrahmen zu geben. Dabei entdeckten wir, dass zwei unserer 4 Keilriemen nur noch an einem dünnen Reststück hingen: Zusatzlerneffekt bei diesen Aktionen: Wo lasse im meinen Reifen reparieren, wo bekomme ich am Rand der Wüste Ersatzteile, wer schweisst mir ein defekten Teil.
Alles in Allem: eine super Chance zu lernen und einen Urlaub der ganz anderen Art mit seinem Partner, dem neuen LKW und netten Gleichgesinnten zu erleben.
Schau dir unser Video dazu an
Unser erste YouTube-Video, das wir über diese Reise produziert haben.