Weiter geht es an die Syrische Grenze. Die Orte dazwischen sollen laut Auskunft einiger Türken intensiv industriell genutzt werden und nicht besonders schön sein. Wir erreichen die Stadt Payas, 30km von der Grenze entfernt und besichtigen eine alte Moschee (von 1574), lassen uns gemeinsam mit einem Polizisten fotographieren und geniessen den Sonnenuntergang am Strand. Leider blieb es nicht so harmonisch: Die ganze Nacht kommen und gehen Fahrzeuge, es wird gequatscht, getrunken, gelacht und lautstark Musik gehört. Als Dann noch ein Militärfahrzeug mit 4 bewaffneten Soldaten in der Dunkelheit neben uns anhält, danach ein Polizeifahrzeug mit Blinklicht über den Strand fährt, ist es mit unserer Ruhe endgültig aus. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag noch Antakya, das frühere Antiochien, besuchen. Doch dazu fehlt uns der Mut und die Ruhe, so fahren wir frustriert zurück nach Tarsus.
Dieses Erlebnis brachte bei uns irgendwie das Fass zum überlaufen: Das Reisen war wegen Corona eh schon schwierig, dann immer noch die ganzen Grenzformalitäten, die Bestimmungen wann man wie lange in welchem Land bleiben darf, die Beschaffung von Visas (Erlaubnis, das Land überhaupt besuchen zu dürfen) und dann noch der unerwartete Angriffskrieg der Russen, der auch die nächsten Länder (Georgien, Armenien), die wir besuchen wollen, berührt. Wir haben uns ernsthaft gefragt, ob wir nicht umkehren und nach hause fahren wollen. Einige Tage in Tarsus sollten uns dabei helfen, unsere Emotionen, Erwartungen, Ängste, … zu sortieren und eine gute Entscheidung zu treffen. Wir redeten viel – auch mit anderen Reisenden – wuschen Wäsche, kauften ein, kochten gut, … und so erholten wir uns etwas von dem Frust und gewannen neu Mut, unsere Reise fortzusetzen. Jetzt warten wir sehnlichst darauf, dass es endlich wärmer wird. Noch immer haben wir nachts um die 0° und in Kappadokien, unserem nächsten Ziel herrschen Nachttemperaturen von deutlich unter -10°. Aber das soll sich ändern, in der kommenden Woche.
Am Montag brechen wir endgültig nach Norden auf. Auf dem Weg besuchen wir eine der vielen unterirdischen Städte. Kappadokien ist mit kilometerlangen, mehrere Stockwerke tiefen und Jahrtausende alten Höhlenstädten durchzogen. Die Höhlenstadt Derinkuyu ist 18 Stockwerke tief und erstreckt sich über mehrere Kilometer. Darin konnten einmal tausende Menschen leben. Man vermutet, dass diese Städte schon die Hetiter vor 4.000 Jahren die ersten Höhlenstädte in den weichen vulkanischen Tuffstein gegraben haben. Renate war bei der Erkundung der unterirdischen Gänge eindeutig im Vorteil.
Da der geplante Stellplatz in Derinkuyu nicht gerade einladend war, fuhren wir direkt weiter nach Kappadokien. Wir sind gespannt, was wir dort erleben werden.