Wieder zurück in Georgien entscheiden wir uns weiter nach Nordwesten zu fahren. Ziel ist der Hohe Kaukasus, den wir bei unserem ersten Besuch wegen zu viel Schnee noch nicht besuchen konnten. Auf dem Weg dorthin fahren wir die sehr kurvige Magistralstraße, die von Azerbaidschan bis zum Schwarzen Meer immer weiter ins Tal führt – quer durch Georgien. Als erstes besuchen bei über 30°C die Höhlenstadt Wardsia. Dazu gleich mehr. Die Hitze entlud sich am Abend durch ein starkes Gewitter mit teilweise Tischtennisball grossen Hagelkörnern. Ich meinte erst, jemand hätte Steine nach uns geworfen. So klang der Einschlag der ersten Hagelkörner. Glücklicherweise wurden wir nur leicht getroffen und der Hagel wurde kleiner und kräftiger. Am Ende waren wir ca. 2cm mit Hagelkörnern eingedeckt. Glücklicherweise sind unsere Solarpanele und das Dachfenster heil geblieben.
Warzia ist die größte antike Felsenstadt in Georgien. Der Bauherr dieser Ankage waren der georgische König Giorgi III und später seine Tochter, die in Georgien wie eine Heilige verrehrte Tamar. Es gab hier einst 2.000 Säle und Kammern auf 16 Stockwerken, die von kilometerlangen Querstollen im Fels miteinander verbunden waren. Man sollte also schon etwas bZeit mitbringen, um die Anlage zu besichtigen. Zur Blütezeit von Wardsia lebten hier 800 Mönche, die sich um die Vorräte und die Anlage kümmerten. Besonderen Wert legten sie dabei auf den Wein, jedem Mönch sollen pro Tag 1,5 Liter zugestanden sein. Kam ein feindliches Heer zum Plündern und Brandschatzen in die Region, dann konnten 50.000 Menschen aus den Dörfern der Umgebung in der Anlage Zuflucht suchen. Es gab Wasser in einem unterirdischen Reservoir, das von Mineralquellen gespeist wurde. Im Jahr 1283 gab es hier ein schweres Erdbeben, das die meisten Stollen und Höhlen zum Einsturz brachte.
Danach ging es weiter nach Achalziche, ca. 20km von der Türkischen Grenze entfernt. Da es den ganzen Tag regnete, legten wir eine kleine Pause ein. Wir haben ja schnelles unlimitierts Internet. Dann ging es am nächsten Vormittag auf die Burg von Achalziche. Sie ist die wichtigste Sehenswürdigkeit der gleichnamigen Stadt im Süden von Georgien. Der dominante Komplex beinhaltet das Schloss der Dschaqeli-Familie, eine Moschee, eine orthodoxe Kirche, eine Zitadelle und ein Amphitheater. Der ehemalige Präsident Saakaschwili, eine eher schillernde Persönlichkeit, plante 2010 die Festung komplett zu restaurieren und das mal so richtig. Die Renovierung war nicht nur wegen Denkmalschutzbedenken umstritten, sondern auch wegen ihrer dubiosen Finanzierung, die wohl aus dem Budget der Polizei kam. Die Restaurierung war übrigens schon 2012 abgeschlossen, was man leider auch sieht: verschiedenste Stile werden hier gemixt, historisches neben neu aus Beton erstelltem. Uns schmerzten fast die Augen bei diesem Mix. Aber die location eignet sich bestens zum posen für tolle Bilder auf Instagram .
Unseren heutigen Stopp legen wir am Kloster in Ubisa ein. Es sieht recht unscheinbar aus, wurde aber schon im 9. Jhdt. erbaut. Der Komplex besteht aus einer einchiffigen Basilika aus dem 9. Jahrhundert, einem dreistöckigen Wohnturm „Sveti“ (Säule), und einigen Klostergebäuden. Das Besondere: Die toll erhaltenen Wandmalereien. Unseren Übernachtungsplatz finden wir mal wieder am Flussufer. Leider beginnt es zu regnen und laut Wetterbericht soll es die ganze Nacht durchregnen. Da suchen wir lieber schon jetzt einen festen Untergrund. Den finden wir auf dem Parkplatz des Klosters.
Leider regnet es sich irgendwie ein und so machen wir einen Stopp an den heissen Schwefelquellen unterhalb von Kutaissi. Das Wasser ist wohlig warm und wir geniessen die Fahrtunterbrechung. Leider sind die Strassen aber so nass, dass wir wieder festen Boden unter den Rädern suchen. Den finden wir vor einem Friedhof im nächsten Ort. Eher etwas unromantisch.
Nun geht es langsam Richtung Norden zum grossen Kaukasus mit seinen Bergen von teilweise über 5000m. Nach einer längeren Fahrt durch den Regen finden wir einen eher exotischen Platz für ein Nachlager: Auf dem Vorplatz des „Chateau Chkaduashi“, in dem Prinz Alain Murat mit seiner Familie wohnt. Er ist mit Napoleon Bonaparte verwandt und sehr stolz darauf, uns die Geschichte seiner Familie zu erzählen. Wir haben sogar die Gelegenheit, einige Möbelstücke aus dem Nachlass Napoleons zu betrachten.
Trotz Regen starten wir auf die Fahrt, die uns ca. 120km durchs Gebirge nach Mestia führen wird. Unterwegs befinden wir uns übrigens nur ein paar km von der Grenze der durch Russland besetzten Provinz Abchasien. Sie ist eine von zwei durch Russland besetzten Provinzen innerhalb Georgiens. Diese Konstellation weisst einige Parallelen zur Ukraine auf, warum die Georgier eine Annektion des Landes befürchten und unbedingt näher an Europa rücken wollen. Gerade in diesen Tagen gab es grosse Demonstrationen in Tbilissi, da die Ukraine und Moldau, nicht aber Georgien, als EU-Beitrittskandidaten anerkannt wurden.