Weiter ging es auf die kleine Insel île Grande, die wir an einem halben Tag auf dem GR34 umrundeten. Wir können es immer noch kaum fassen, mit welcher Gewalt Ebbe und Flut hier die Landschaft im 6Stunden-Takt verändert. Ab und zu stoßen wir noch auf Befestigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg, die glücklicherweise hier vor sich hin rosten. Von unseren Lieben Zuhause hören wir immer wieder von einer “Hitzewelle”, die wir hier gar nicht nachvollziehen können. Jeden Abend sitzen wir eingemümmelt in warmem Pullover und Wollsocken weil es so abkühlt. Auch am Tag haben wir kaum mehr als angenehme 24°C. Daher fällt uns das baden im Atlantik nicht so leicht – nicht weil er so kalt ist sondern weil wir schon ohne Wasser eher frieren. Auf einem schönen privaten Stellplatz können wir die Nacht in aller Ruhe verbringen.
An den nächsten Tagen ist schlechteres Wetter angesagt, so wachen wir bereits bei Regen auf. Regen im Dachzelt ist kein Problem, Regen ausserhalb des Dachzeltes schon. Wir warten auf eine kleine Regenpause, in der just der Bäcker vorbeikommt und uns ein schnelles Frühstück ermöglicht. Direkt nach dem Abwasch der nächste Regenschutt. Wir beschließen heute mal etwas mehr zu fahren und die Küste auf den kleinen und oft engen Nebenstraßen zu erkunden. Das Wetter bessert sich langsam und wir empfinden es als herrlich, sich einfach treiben zu lassen: mal einen Stopp an einem Aussichtspunkt, mal ein kleiner Spaziergang. Zufällig treffen wir wieder auf einen Markt und staunen darüber, welche Gerichte hier angeboten werden. Eine herrliche Karamellwaffel mit einem Capucino versüßen uns die Mittagspause bevor es entlang eines Fjordes (der aufgrund der starken Ebbe leer ist) zum shoppen in die nächste größere Stadt geht. Wir müssen unseren Vorrat an Gaskartuschen ergänzen. Der Abend wird dann auf einem Stellplatz in St-Paul-de-Leon gekrönt, auf dem wir in der ersten Reihe einen Platz direkt am Meer ergattern können. In der ersten Reihe genießen wir einen wieder immer kühler werdenden Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag machen wir uns für eine weitere kleine Wanderung (8km) nach Roscoff auf. Ein wunderschön gelegenes Städtchen an der Küste. Das Wetter spielt bestens mit und wir genießen mal wieder “Moules&Frites” (Miesmuscheln mit Pommes) und ein spannendes Gericht, das wir so nicht kannten. Wer gerne gut isst, kommt hier in Frankreich voll auf seine Kosten. Nicht immer ganz günstig aber bisher immer qualitativ topp! Für den Heimweg kommen wir zufällig an einer Bushaltestelle vorbei, von der in 2 Minuten ein Bus zu unserem Stellplatz zurückfährt. Kann es noch besser gehen? Ja: während ich in der Abendsonne sitze und diese Zeilen schreiben genießen wir einen leckeren Bretonischen Wiskey.
Weiter geht es entland der “Granit Rose”, der rosa Granit-Küste. Hier liegen riesige Granitbrocken, die in einem rosafarbenen Schimmer glänzen. Die Küste ist extrem zerklüftet und die Ebbe und Flut extrem ausgeprägt. Manchmal sieht man nichts mehr vom Meer, manchmal setzt es fast den Stellplatz unter Wasser. Auch hier lassen wir uns einfach treiben – das ist der große Vorteil eines eher kleinen mobilen Zuhauses. Bis zum Abend finden wir immer auf einem der vielen Stellplätze für Wohnmobile einen Platz.
Unterwegs geraten wir noch in ein Pferdewagenrennen. Wir haben uns schon gefragt, was die vielen Zuschauer am Straßenrand wollen, bis man uns erklärte, daß hier ein Orientierungslauf mit Pferdewagen stattfindet. Die Gespanne starten im 5Minuten-Takt und Gewinner ist, wer das kurz zuvor bekanntgegebene Ziel punktgenau auf die geforderte Minute erreicht. Meist wurden die Kutschen von stattlichen Kaltblütern gezogen.