Warum eigentlich “Rückreise”? Wir haben ja zu Beginn der Reise die Dauer offengelassen und meist 1-5 Jahre angegeben. Nun sind wir bereits mehr als ein Jahr unterwegs und haben uns selbst während der Reise besser kennengelernt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir nicht mehr so locker und unbedarft mit Schwierigkeiten umgehen können wie früher. Anhaltend schlechtes Wetter, körperliche Alterszipperleien, Anstrengungen für spezielle Genehmigungen, z.B. carnet de passage, Visa, Versicherungen, Defekte am Auto und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine liessen und hinterfragen, ob wir die mentale Kraft und den Mut haben, schwierigere Länder zu bereisen (Iran, Pakistan, Indien, Oman,…). Reisen soll ja nicht zum Stress werden. Gerade der Krieg liess uns in Georgien täglich die Nachrichtenlage checken, um schnell entscheiden zu können, falls wir das Land verlassen müssen.
So haben wir uns vor einigen Wochen entschieden, wieder umzukehren und über Bulgarien, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Tschechien nach Hause zu reisen. Unser Ziel: im November nach Hause kommen, gemeinsam mit unseren Lieben Weihnachten feiern und evt. danach zu einer weiteren Runde in den Süden zu starten. Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, da dies auch bedeutet, sehr interessante Länder nun erst einmal nicht zu bereisen. Andererseits wollen wir zu uns und unserer persönlichen Entwicklung stehen und das unterwegssein geniessen.
Auf unserer Hinreise durch die Türkei haben wir 72 Tage dort verbracht. Da Ausländer nur 90 Tage innerhalb 180 Tagen in der Türkei bleiben dürfen, müssen wir jetzt auf der Rückreise etwas Gas geben. Es sind ca. 1700km in diesen Tagen zu bewältigen. Meist sind wir in den letzten Tagen etwas mehr als 160km gefahren. Morgens nehmen wir uns immer Zeit, um in aller Ruhe zu starten – zwischendurch wird eingekauft, getankt, ein möglichst ruhiger Stellplatz gesucht, gekocht und gelesen.
Neu staunen durften wir über die aussergewöhnliche Gastfreundschaft der Türken. Am ersten Ort lernten wir drei Frauen aus Deutschland kennen, die nun in der Türkei leben. Wir genossen einen gemeinsamen Abend in einem Restaurant und am Ende des Abends wurde uns gesagt, dass sie schon für uns bezahlt hätten – das sei ein Willkommensgruss in der Türkei. An einem weiteren Tag brachte man uns Pflaumen ans Auto und lud uns später zum gemeinsamen Abendessen mit der Familie ins eigene Haus ein. Im Lauf des Tages grillten ein paar Senioren in unserer Nähe – einer von Ihnen brachte uns etwas Brot und gegrilltes Fleisch vorbei – wir sind also bestens versorgt.
Jetzt haben wir nur noch wenige Tage in der Türkei, der nächste Post wird wohl bereits aus Bulgarien berichten.