Rumänien Moldau-Klöster

Titel-kloster

Unser wichtigstes Ziel in Rumänien ist der Versuch, den Ort zu finden, in dem mein Vater 1935 in der Nähe von Vatra Moldavitza geboren wurde – doch dazu später mehr. Auf dem Weg dorthin geht es jetzt Richtung Norden (Ukraine) entlang der Grenze zur Republik Moldau. Als Erstes geht es mit einer Fähre über die Donau nach Braila. Wir geniessen das Schlendern durch das Städtchen und landen auf einem schönen Flohmarkt. Am kommenden Tag fallen uns die vielen Grenzschutz- und Militärboote auf, es kommen immer mehr Menschen ans Donauufer – auf einmal hören wir Kanonenschüsse. Auf meine Frage hin, was los sei, erzählte mir ein Einheimischer, dass heute „Santa Maria“ (ein Feiertag) sei und dann üblicherweise eine Militärparade stattfindet. Dieser konnten wir dann beiwohnen, hatten aber gerade in diesen Zeiten ein mulmiges Gefühl dabei. Auf unserer Fahrt Richtung Norden hörten wir auf einmal ein lautes Zischen. Glücklicherweise war es nur ein Druckluftschlauch am Sitz von Willi, den ich schnell flicken konnte. Am Abend fanden wir dann zur Entspannung nach diesem aufregenden Tag einen sehr schönen ruhigen Platz an einem Fluss mit einem unerwartet tollen Restaurant.

Unsere nächste Station ist die Stadt Piatra Neamt. Ein Gewitterschutt auf der Fahrt lässt mich frühzeitig rechts ran fahren, um den schlimmsten Regen vorüberziehen zu lassen. Wir konnten „von oben herab“ die Autos beobachten wie sie durch die tiefen Pfützen pflügten.

Am kommenden Tag erreichten wir das erste der vielen „Moldau-Klöster“. Die rumänischen-orthodoxen Klöster in der historischen Region Bukowina an der ukrainischen Grenze sind ein Teil des UNESCO-Welterbes. Die Klöster gehen auf versch. Feldherren zurück. Immer wenn eine Schlacht gewonnen wurde war es üblich, dass der siegreiche Held ein Kloster stiftete. Heute sind es touristische Highlights mit allen Licht- und Schattenseiten. 

Das erste ist Kloster Neamt, eines der ältesten Klöster Rumäniens. Schon seit rund 700 Jahren leben hier Mönche. Es ist eigentlich eine ganze Anlage – fast wie ein kleines Dorf. Im 18. Jahrhundert war es die weltgrößte Klostermalschule mit über 1000 Mönchen, in der auch Buchdruck und Kalligraphie betrieben wurden. Einige der Exponate haben wir uns im kleinen Museum angeschaut. Es soll über die älteste Bibliothek des Landes verfügen. In dem so angeschriebenen Raum fanden wir allerdings eher einen Kramladen, in dem zwischen Bergen durcheinander liegender Bücher Crems, Marmeladen, Honig, geistliche Utensilien, Klosterminiaturen made in China und vieles mehr von den Mönchen verkauft wurde. Die bemalte Deckenwölbung ist allerdings sehr beeindruckend.

Vor dem Besuch des Klosters Humor mussten wir noch einen Boxenstopp in einer Werkstatt einlegen, die Kupplung lies sich nicht richtig schalten. Es scheint sich noch etwas Luft in der Hydaulikleitung zu befinden. Glücklicherweise konnte uns die Werkstatt gleich helfen und weiter ging es zum nächsten Kloster. Das weniger bekannte Kloster Humor können wir in aller Ruhe besichtigen. Wie bei allen Klöstern zeigen die Aussenfassaden viele biblische Motive. Wenn früher die Kirche voll war blieb das Volk draussen und konnte trotzdem einiges an biblischen Inhalten durch die Gemälde lernen. Oft sind daher draussen um die Kirche Steinbänke platziert. Leider nagt natürlich die Witterung an der Qualität der Darstellungen. Da kaum andere Besucher da sind, erlaube ich mir, auch einige Aufnahmen von Innen zu machen, was sonst eigentlich nicht gewünscht wird. Die Innenfresken sind die ältesten und reichsten der Region.

Nun geht es zum berühmtesten aller Moldauklöster, das Kloster Voronet. Es wird auch als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet. Entsprechend voll ist schon der Parkplatz. Von dort geht es auf einem ca. 500m langen Weg durch endlose Verkaufsstände unterschiedlichster Art. Im Kloster selbst beobachten wir, wie viele Menschen Zettel schreiben (Gebetsanliegen?), die dann zusammen mit entsprechenden Geldsummen bei den Nonnen abgegeben werden. Wo man hinsieht Spendenboxen, hier wird auch ein Eintritt und wie auch in anderen Klöstern eine Gebühr fürs fotografieren verlangt. Für uns wirkt das sehr abstossend. Das Kloster wurde 1487 erbaut, dann wegen der Eroberung durch die Habstburger 1785 verlassen und erst 1991 wieder als Nonnenkloster genutzt. Berühmt ist die blaue Farbe in den Gemälden, das Voroneta-Blau, das fein gemalenen Lapis-Staub enthält. Berühmt auch das grosse Gemälde auf der Fassade, das das Jüngstes Gericht darstellt.

Wir freuen uns über einen schönen ruhigen Platz an einem Fluss, an dem wir all diese Eindrücke etwas sacken lassen können, bevor es morgen dann Richtung Vatra Moldavitza und der Suche nach „Freudenthal“ weitergeht.

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