Georgien Teil 5 Kachetien

Kachetien ist DAS Weinanbaugebiet Georgiens. Es liegt ganz im Osten des Landes und grenzt an Aserbaidschan und Russland. Man sagt, Georgien sei die Wiege des Weinbaus, der vor ca. 8.000 Jahren hier begann. Noch immer werden viele alte Rebsorten kultiviert, die es teilweise nur in Georgien gibt. Die Weine sind in Europa kaum bekannt, da sie meist nur von kleinen Betrieben in begrenzten Mengen hergestellt werden. Natürlich haben wir einige Winzereien besucht, um mehr darüber zu erfahren und die tollen Weine auch zu probieren. Dabei erwieß es sich von grossem Vorteil, dass wir danach einfach in den Willi zum Übernachten steigen konnten. Bei allen Weingütern konnten wir kostenlos eine Nacht verbringen. Man erklärte uns auch den besonderen Herstellungsprozess: Die Trauben werden, anders als bei uns,  zusammen mit der Meische (Haut und Stile) in sogenannte Kwewris gefüllt. Das sind grosse Tonampfohren, die in die Erde eingelassen sind. Hier gären sie einige Zeit. Am Schluss hat sich die Meische abgesetzt und dabei auch alle Schwebstoffe mit nach unten transportiert. Dann werden sie umgefüllt und können noch jahrelang in diesen Tongefässen, gleichmässig in der Erde gekühlt, lagern. Durch die versch. Rebsorten und die besondere Kelterung haben die Weine einen ganz eigenen Geschmack. Nach der Weinprobe haben wir auch noch ein Abendessen vor Ort genossen und so die schmackhafte georgische Küche besser kennen gelernt. Ihr merkt schon: In dieser Woche stand der Genuss im Vordergrund.

Doch es gab noch weitere Höhepunkte, z.B. die Fahrt zum und der Besuch der Höhlenklöstern von Davit Gareja am Berg Udabno. Es soll das älteste Kloster Georgiens sein, das im 6. Jahrhundert von Einsiedlermönchen gegründet wurde. In dieser Abgeschiedenheit konnten sie in völliger Askese nahe bei Gott leben. Der Klosterkomplex liegt in der Steppenwüste Garedscha an der Grenze zu Aserbaidschan. Leider wurden wir von Grenzsoldaten davon abgehalten, die Malereien in den Höhlen direkt an der Grenze zu besuchen – momentan sind die Beziehungen zum Nachbarland wohl etwas angespannt. Die Landschaft war sehr speziell – völl anders als in den anderen Landesteilen.

Schon die Fahrt dorthin war für uns ein besonderes Erlebnis. Nachdem die Strasse immer schlechter wurde, hörte sie bald ganz auf und es ging kilometerlang über Steppe, Steine bergrauf und runter. Hier kam Willi mal wieder richtig zum Einsatz.

Bevor es zum Kloster Bodbe weiterging, übernachteten wir auf einem kleinen Camping mitten in dieser Steppenwüste. Hier sagte sich wirklich Fuchs und Hase Gute Nacht. Als unser Auto abends plötzlich wackelte, bemerkte ich eine Kuh, die sich an den Ecken schubberte. Bewacht wurden wir von ein paar lautstarken Hunden, die ihren Job leider auch mitten in der Nacht sehr ernst nahmen. 

Im Kloster Bodbe bei Sighnaghi liegt die Heilige Nino begraben. Der Überlieferung zufolge brachte Nino das Christentum nach Georgien und wird daher als Apostelgleiche betrachtet und mit dem Titel „Erleuchterin Georgiens“ geehrt. Sie soll die georgische Königin Nana geheilt haben worauf hin ihr Mann dann das Christentum zur Staatsreligion ernannte. Hier wurden später mehrere Könige Ostgeorgiens gekrönt. Heute ist es ein beliebter Ort für Hochzeitsfotografen. Hier wird gepost was das Zeug hält.

Zur Entspannung ging es dann in den Lagodechi Nationalpark direkt am Fuss des grossen Kaukasus. Leider regnete es wie aus Eimern und war neblig, sodass wir das imposannte Gebierge erst gar nicht sehen konnten. An den beiden nächsten Tagen machten wir uns dann zu Wanderungen ins Gebirge auf. Dabei begegneten wir ein weiteres Mal Grenzsoldaten, die uns aber nach Erfassung unserer Personaldaten dann an der Grenze zu Aserbaidschan weiterziehen liessen.

Eine ungepante Überraschung erlebten wir am letzten Tag. Nach unserer Rückkehr fand direkt auf dem Platz neben uns ein Folklore-Festival statt. So bekamen wir einen kleinen Einblick in die Tänze und Trachten der Georgier. Glücklicherweise sprach der Park-Ranger fliessend Englisch und konnte uns viel wissenswertes vermitteln.

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