Armenien Teil 1

Titel

Armenien wirkt auf uns ein bisschen, als sei die Zeit stehen geblieben: Viele alte und teils zerfallene Häuser, kaputte Strassen, viele alte sowjetische Autos und kleine Marktstände an den Strassen. Tatsächlich ist jeder Fünfte arbeitslos, mehr als die Hälfte leben unterhalb der Armutsgrenze – viele sogar in extremer Armut. Der anhaltende militärische Konflikt um Bergkarabach mit Aserbaidschan, der das letzte Mal im September 2020 mit voller Härte ausgebrochen war, lässt das Land nur schwer auf die Beine kommen. Die Grenzen auf dem Landweg zur Türkei und Aserbaidschan sind geschlossen, das Land ist lediglich über Georgien im Norden und den Iran im Süden zu erreichen. Armenien nennt sich selbst das „Land der Steine“ weil es vor allem aus Bergen und kargen Hochebenen besteht. Rund 90 Prozent liegt 1.000m ü.M. oder höher. 

Je kleiner das Land, desto schwieriger die Zollformalitäten – das stimmt zumindest bei Armenien. Noch nie haben wir so lange für den Grenzübertritt gebraucht. Oft sind die Zollbeamten unsicher, als was sie uns behandlen sollen: LKW oder Wohnmobil, Gewerbe oder Touristen, … nachdem wir an zwei Stellen alle Stauräume und den Innenraum gezeigt hatten, ging es zur Kasse für eine Gebühr zur Zollabfertigung, dann an einen weiteren Schalter, in dem unsere Fahrzeug-Daten erfasst werden (per Hand in den PC), dann noch eine Haftpflichtversicherung abschliessen. Bei diesem Vorgang mussten wir uns erst einmal der Schlepper entledigen, noch Geld wechseln, dann waren wir endlich drin. 

Unser erster Anlaufpunkt war ein kleiner Camping in den Bergen: toll gelegen, netter und hilfsbereiter Betreiber und zwei weitere Paare mit ähnlichen Fahrzeugen. Hier konnten wir herrlich ausspannen, das erste Kloster aus dem 10. Jhdt. (in Haghpat) besichtigen und bei einem gemeinsamen Abendessen einen schönen Austausch mit den anderen Overlandern pflegen.

Unsere weitere Reise führte uns zum Kloster Sevanawank am Sevan-See. Die vielen kleinen und grossen Klöster sind bedeutende Sehenswürdigkeiten des Landes. Armenien war das erste Land der Welt, das das Christentum als Staatsreligion (301 n.C.) einführte. Darauf sind sie noch heute besonders stolz. Sehr beeindruckt hat uns  auch der Friedhof von Noratus mit einem ganzen Wald von Kreuzsteinen (Chatschkaren). Jeder der ca. 900 Kreuzsteine auf diesem mittelalterlichen Gräberfeld zeigt ein eigenständiges Bild in Form von Ornamenten oder einer Lebensszene. 

Diese Sehenswürdigkeiten liegen am Sevan-See, dem größten Süßwassersee des gesamten Kaukasus. Den See macht vor allem seine Kulisse zu einem besonderen Hingucker. Auf einer Höhe von 1.900 Metern ü.M. liegt „die blaue Perle Armeniens“ direkt vor einer mächtigen Bergkette. Die Armenier sagen stolz: Aus dem See durften früher nur die Sterne und die Götter trinken. Wir genossen drei herrlich entspannte Tage direkt am Seeufer. Die Zufahrt führte über einige Feldwege. Das Seeufer teilten wir uns mit Schaf- und Rinderherden. In einem kleinen Hafen konnten wir Sevan-Forellen, die hier nachgezüchtet werden, erstehen. Das ist eine Forellenart (Salmo ischchan), die nur hier im Sevan-See vorkommt. Auf armenische Art zubereitet waren sie ein wahres Festmahl, mit dem wir unser 1jähriges Reisejubiläum feierten. Ja, wir sind jetzt schon ein ganzes Jahr unterwegs, kaum zu glauben und ein riesen Vorrecht!

Nach drei entspannten Tagen am See ging es nach einem Einkauf und dem ersten Schaschlik an der Strasse jetzt nach Süden auf wirklich schlaglochgeplasterter Piste über den Selim-Pass. Kurz nach der Passhöhe auf 2400m fanden wir einen spektakulären Stellplatz direkt an der alten Karawanserei. Sie wurde als Teil der Seidenstrasse zwischen dem Iran und Georgien 1332 erbaut, um müde Reisende und ihre Tiere auf ihrem Weg durch die bergige Region aufzunehmen. Sie ist die am besten erhaltene Karawanserei im ganzen Land. Hier oben hat man fast das Gefühl, in der Schweiz zu sein. Das Bergpanorama ist kaum zu toppen. Wir freuten uns, ein mittlerweile befreundetes Paar aus England mit ihrem Reise-LKW hier wieder zu treffen. Ein Austausch und das staunen über Gottes wunderbare Natur tut immer gut.

Nun ging es ins Tal (1300m tiefer gelegen) zu einer Winzerei, bei der wir uns für eine Weinprobe und Übernachtung angemeldet haben. Die Armenier sind sehr stolz auf ihre Weinkultur und behaupten, das erste Land zu sein, das Wein kultivierte. Man sagt: Noah hätte die Reben in der Arche mitgebracht und diese ist ja am Ararat (an der heutigen Grenze zu Armenien) nach der Sinnflut dort gestrandet. Wohin soll es nun weiter gehen? Weiter südlich beginnt die angespannte Zone (), die zwischen Bergkarabach (im Westen) und Aserbaidschan (im Osten) liegt. Wir entschieden uns, noch eine Bergkette weiter nach Süden zu fahren und dann wieder umzukehren. Hier bestaunten wir einen mondänen Kurort auf 2300m Höhe, bevor wir einen weiteren Stopp an einem Kloster und See einlegten.

Was uns sonst noch wichtig ist:

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