Türkei Teil 6

Die Touristenhochburg Antalya haben wir zügig durchfahren. Unser Ziel: „Der Garten der Tolleranz“ in Belek. In diesem kleinen Park befinden sich eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee. Ich bin sonst kein Freund davon, alle Religionen in einen Topf zu werfen, kräftig umzurühren und dann zu sagen: „Wir sind ja alle gleich“. Aber der Gedanke der Toleranz und gegenseitigen Akzeptanz scheint uns heute wichtiger denn jeh. Die schrecklichen Nachrichten über den Krieg in der Ukraine stecken uns in den Knochen. Kaum zu glauben, dass Putin sich mit Russland neu auf den Weg macht, schwache Randbezirke seines „Grossrussischen Reiches“ mit Gewalt zu erobern. In Europa haben wir gelernt, über 70 Jahre in Frieden mit so manchen Kompromissen zu leben. Jetzt beginnt wieder einer, sich über alle anderen zu setzen, nur weil er es kann – oder zumindest meint, es zu können. So hat dieser Besuch heute in aller Stille eine ganz besondere Bedeutung. 

Auf der Fahrt durch Antalya fielen uns viele grosse Limousinen und eine hohe Polizeipräsenz auf. In den Nachrichten lasen wir später, dass ein Treffen mit den Aussenministern der Ukraine und Russland unter Vermittlung der Türkei hier stattfinden wird (leider ohne Ergebnis – wie sich später zeigte).

Nach der Ankunft an einem sehr komfortablen Stellplatz in Bogazkent wurden wir wieder von einer Türkischen Gruppe Wohnmobilreisender zum Tee eingeladen. So geht Toleranz und Akzeptanz! Leider war die Verständigung mal wieder schwierig, da ich noch immer kein Türkisch kann  und die anderen leider kein Englisch. Aber mit Handzeichen und Gesten konnten wir uns freundlich begegnen. Auf dem selben Platz standen zwei weitere Deutsche, mit denen wir uns dann am kommenden Tag ausführlich ausgetauscht haben.

Weiter ging es nach Side. Die kleine Stadt befindet sich auf einer Halbinsel ca. 70 km östlich von Antalya. Bereits ca. 600 vor Christus wurde hier von den Griechen ein Ort gegründet. Heute ist der ganze Ort Side eine Art Freilicht-Museum, z.B. mit Überresten eines Theaters mit bis zu 15.000 Sitzplätzen, weißen Marmorsäulen des hellenistischen Apollon-Tempels, … . Wir waren wirklich erschrocken wie touristisch das ganze vermarktet wird. Hier spricht jeder Kellner Deutsch und es wird in € bezahlt (mit Preisen wie in Deutschland).

So flüchteten wir weiter Richtung Osten nach Gazipasa. Hier fanden wir einen tollen Platz bei starkem Wind direkt hinter einem grossen Felsen. Etwas weiter östlich richtete die Stadt einen kostenlosen Stellplatz für Wohnmobile ein mit allem, was man so braucht (Frischwasser, Abwasser, Toiletten). Hier legten wir einen „Arbeitstag“ ein. Bei schönstem Sonnenschein aber kaltem Wind wurde Wäsche gewaschen und ich nutze die Gelegenheit, unseren Willi per Hand und Lappen zu reinigen (das allererste Mal). Er strahlt jetzt fast wie neu. Unseren Nachbarn (einem jungen Schweizer Paar) wurde eine ganze Bananenfrucht geschenkt (hier werden überall Bananen angebaut). Sie gingen von Wohnmobil zu Wohnmobil und verteilten diese. Wenig später lud das junge Paar aus Portugal zu einem frisch gebackenen Bananenkuchen ein. So standen wir mit Schweizern, Spaniern und Portugiesen zusammen und genossen „Völkerverständigung“ auf ganz einfache Art.

Weiter gen Osten landeten wir nach einer grandiosen Fahrt entlang des Mittelmeeres und über einige Bergrücken in Bozyazi. Im Dunst konnten wir hier schon die ca. 80km entfernte Insel Zypern sehen. Nach der Fahrt belohnten wir uns mit einem Mittagessen in einem Cafe, von dessen Qualität und Preis wir so begeistert waren, dass wir gleich am nächsten Tag noch einmal Mittagessen gingen (sonst kochen wir meist selbst). Aber wer kann schon für 3,50 € für zwei Personen ein Mittagessen mit Vorspeise und Salat zubereiten?

Noch immer ist es – für unser Empfinden – sehr kalt (Mitte März tagsüber nur ca. 10 Grad). An unserem nächsten geplanten Ziel (Kappadokien) herrscht noch immer Dauerfrost mit teilweise unter -10°C. So wurde mal wieder über unserer Reiseplanung gegrübelt. Das Schöne dabei ist ja: Mit dem Auto sind wir extrem flexibel!

Hier noch ein kleines Video zur Woche:

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