Wenn man Transsilvanien (auch Siebenbürgen genannt) besucht und das Wort Karpaten benutzt, denkt man natürlich ganz unweigerlich an die Geschichte um Graf Dracula. Wenn man dann wie ich auch noch „Knoblauch“ heisst, hat das schon eine ganz spezielle Note. Dieses Gebiet liegt in Zentralrumänien, im Südöstlichen Karpatenbecken. Im 12. Jhdt. wanderten Deutsche Siedler dorthin aus. Sie arbeiteten meist als Bauern und Handwerker und bekamen Land zugesprochen. Die nationale Zugehörigkeit wechselte immer wieder zwischen Ungarn, Österreich, bis es schließlich zu Rumänien gehörte. Dieses Landesteil hat viel mehr als Dracula. Wir erleben es in keinem Fall düster und beängstigend.
Als erstes besuchten wir Cluj-Napocha, die zweitgrößte rumänische Stadt im Zentrum der RegionSiebenbürgen. Sie wurde von Deutschen Siedlern mit dem Namen Klausenburg gegründet. Heute ist Cluj eine Stadt voller Leben mit Studenten, Pubs mit Musik aller Genres, Museen und Theatern. In einem Restaurant stärkten wir uns mit einem Apfelstrudel, Vanilliesauce und Sahne. Durch den grossen Stadtpark, vorbei am Stadion ging es zurück zu unserem Willi.
In Turda, nur ein paar Kilometer südlich besuchten wir das älteste Salzbergwerk Rumäniens. Schon die Römer haben in Turda Salz abgebaut. Heute ist es ein Schaubergwerk, Bergwerksmuseum und Freizeitpark. Wer einmal mit einem Riesenrad 120 m unter der Erde fahren möchte, ist hier richtig. Von dort aus ging es in ein Picknick-Areal an einem kleinen Salz-See. Hier verbrachten wir ein paar ruhige und sehr entspannte Tage. An einem Morgen fiel uns ein Mann auf, der mit einem Metalldetektor den Boden absuchte und ab und zu mit seinem Handspaten zu graben begann. Er rief uns herbei und zeigte uns eine Handgranate, die er gerade gefunden hatte, die nicht explodiert war. Er erklärte uns, dass an diesem Ort im 2. Weltkrieg eine schwere Schlacht mit der 23. Panzerdivision gegen die Russen geführt wurde. Zum Glück konnten wir diese Tage entspannt und friedlich geniessen.
Weiter ging es zu einer der bekanntesten Kirchenburgen aus dem 14. Jhdt. in Biertan. Die von Siebenbürger-Sachsen gebaute Kirchenburg diente bei Angriffen als Rückzugsort. Die Burg war eine zeitlang der Protestantische Bischofssitz. Hier gab es vor allem im 17. und 18. Jahrhundert einen erbitterten Kampf der Oberen gegen den Verfall der Sitten. Mit strengen Regeln und harten Strafen sollte den zunehmenden Verfehlungen Einhalt geboten werden. Verboten war zum Beispiel das Trinken in schlechter Gesellschaft. Bis heute erhalten geblieben ist zum Beispiel das sogenannte „Ehegefängnis“ für scheidungswillige Paare. Darin wurden die Paare mit nur einem Bett, Tisch, Stuhl, Teller, Tasse und einem Löffel eingeschlossen – bis sie sich anders entschieden haben. Angeblich gab es in 400 Jahren nur eine Scheidung. Harte Methoden, doch manchmal macht es durchaus Sinn, schwierige Diskussionen zu führen, verschiedene Meinungen durchzudiskutieren, Kompromisse zu finden, mit einer gewissen Hartnäckigkeit an seinem Versprechen festzuhalten.
Unsere nächste Station war Sighisoara (Schäßburg). Dieses schöne Städtchen wird auch das „Rothenburg ober der Tauber Rumäniens“ genannt – zurecht wie wir finden. Die Stadt wurde wie viele andere Siedlungen in der Region von deutschen Siedlern gegründet. Vlad der Pfähler „Dracula“, soll für einige Jahre in der Stadt gewohnt haben. Bis in die 1930er Jahre war Schäßburg noch mehrheitlich von Deutschen bewohnt. Inzwischen macht ihr Anteil an der Bevölkerung weniger als 2 % aus. Der Stundturm, die Bergkirche mit Gymnasium und die vielen Souveniershops gehören zu den besonderen Sehenswürdigkeiten.
Deutsch-Weißkirch (Viscri) ist eine der ersten deutschen Siedlungen in Siebenbürgen. 1185 wurde dort die erste kleine weiße Kirche von den Skeklern gebaut, seit 1397 steht dort eine Kirchenburg. Die 7 Meter hohe Ringmauer aus dem frühen 16. Jh. wurde im Laufe des 17. Jh. mit bis heute erhaltenen Kampfhäusern, Wehrtürmen und Wehrgängen aufgerüstet. Sie ist noch gut erhalten und hatte eine etwas düstere Wirkung bei dem Dauerregen, den wir dort erlebten. Knapp 15km weiter in Rupea bestaunten wir dessen mittelalterliche Citadelle, die touristisch wieder gut vermarktet wird aber wenig interessantes nzu bieten hat. Auf dessen Stellplatz konnten wir ruhig eine Nacht verbringen.
Ein ganz besonderes Ziel war die älteste Eiche Rumäniens nahe des Dorfes Mercheasa. Sie soll über 900 Jahre alt sein und wird „Der Alte der Karpaten“ genannt. Wir haben diesen 9,3m dicken und 21m hohen Baum gefunden. Er steht zusammen mit anderen ähnlich alten Bäumen. Da muss man einfach innehalten und sich vorstellen, was in deren Zeit alles passiert war.
Zum Schluss noch ein eher „profanes“ Erlebnis: Als wir unseren Willi auf der Wiese in der Nähe dieser Eiche geparkt hatten, fiel Renate ein Fremdkörper auf, der in einem unserer Reifen steckte. Der Reifen stand genau so, dass sie es sehen musste – war fast in ihrer Augenhöhe 😊. Ich traute mich nicht, ihn zu entfernen (wir standen wirklich in der Pampa). 50km weiter fanden wir eine Reifenwerkstatt, die den Fremdkörper dann entfernte. Es war ein Hufnagel oder schon ein Teil aus der Römerzeit. Nach 30 Minuten war alles geflickt, der Reifen wieder drauf und es konnte unbeschadet weitergehen. Wir waren so froh, dass Renates Blick fast wie durch ein Wunder genau auf diesen Schaden fiel bevor er größeres anrichten konnte.