Von unserem Fahrzeugbauer erhielten wir unerwartet die Einladung an einer Trainingsreise nach Tunesien teilzunehmen. Zum Schluss unserer Osttour noch nach Afrika? Warum nicht – dachte zumindest ich (Uwe). Ich hatte die letzte Reise 2019 noch in guter Erinnerung. Renate teilte meine Begeisterung offroad zu fahren nicht im selben Maß als ich – wir entschieden uns dann aber doch, daran teilzunehmen, da es sicherlich wieder viel zu lernen geben würde (siehe unten).
Die Überfahrt von Genua nach Thunis machte dann gleich klar, dass diesesmal wohl alles etwas heftiger werden würde. Bei kräftigem Wind wurde Renate zum ersten Mal seekrank und auch ich hatte Mühe einen geraden Weg in unsere Kabine zu finden – ganz zu schweigen davon, ob wir schlafen können. Erleichtert und schneller als geplant erreichten wir Afrika. Die Zollabfertigung lief völlig problemlos und so kamen wir schneller als geplant an unserem ersten Übernachtungsplatz am Meer an und krönten den Tag mit einem Bad im 26°C warmen Mittelmeer.
Wir waren insgesamt über 10 Trucks, davon eine 3er Gruppe mit Unimogs und zwei Begleitfahrzeuge mit Werkstatt und Küche. Alle Fahrzeuge wurden von 4wheel24 aufgebaut, manche selbst ausgebaut, manche komplett professionell gebaut. Alle zwischen 7,5t und 12t mit Motoren von 170PS (Willi) bis um die 400PS, die meisten 20-30 Jahre alte Feuerwehren oder Militärlaster. Wir waren gespannt wie soviele Individualisten wohl als Gruppe zusammenfinden würden. Der nächste Tag führte uns über eine Geröllpiste an einer Bergkette entland Richtung Süden. Übernachtet wurde irgendwo als Wagenburg am Rande der Wüste.
Danach erreichten wir Douz, das Tor zur Sahara. In einem kleinen netten Camping konnten wir entspannen und die Ersten mussten damit beginnen, die Wunden der Steinpiste zu lecken (2 kleinere Reifenschäden flicken). Jeweils am Donnerstag findet hier der Viehmarkt statt. Dieses Ereignis sollte man sich in keinem Fall entgehen lassen. Im Vergleich zu 2019 hatten wir den Eindruck, dass es dem Land und den Leuten schlechter geht. Auch der Islam scheint strenger ausgeübt zu werden. Die Rufe der Muezine von 5 Moscheen überschlugen sich fast bei ihren Gesängen.
Dann ging es ran an die ersten Dünen. Renate und ich durften feststellen, dass wir in der Zwischenzeit schon einiges gelernt hatten. Wir fuhren unseren Willi absichtlich irgendwo im Sand fest und so konnte Tobias Teichmann – der Instruktor und Eigentümer von 4wheel24 – uns das bergen demonstrieren. Dass die Gruppe dieses Wissen gleich umsetzen konnte, war in der Form nicht geplant, so mussten bis zum Abend drei weitere Fahrzeuge geborgen werden. Aber: Es geht ja ums lernen. Schön war es zu erleben, wie alle anpackten und sich gegenseitig halfen.
Da die drei Unimogs eigene Wege gehen wollten, wurde unsere Gruppe von einem lokalen Guide angeführt. Leider hatte er wohl keinerlei Vorstellung davon wie schwer unsere Fahrzeuge sind und führte uns einen Weg auf dem sich 4 Fahrzeuge total festfuhren. Darunter auch wir (wir waren vorne dabei). Da wir aber noch das schwächste Fahrzeug haben, hatten wir massive Mühe uns wieder aus dieser Lage zu befreien (trotz Schaufeln, ziehen, Sandbleche). Schlussendlich haben wir es aber wieder aus den Hügeln raus geschafft. Nun wie weiter? Wir mussten unserem Guide die Verantwortung aus der Hand nehmen und entschieden auf einem Umweg das nächste Camp zu erreichen. Aber auch hier ging es nochmal über gut 20km Wellblechpiste, gespickt mit Sanddünen. Schlussendlich trafen wir bei Dunkelheit im Camp ein un mussten erst mal wieder “runter kommen”. Hätten wir allerdings gewusst, was am nächsten Tag kommt, hätten wir wohl nicht so gut geschlafen.
Tobias übernahm wieder die Führung und leitete uns durch tolle Dünenfelder zur Oase Ksar Ghilane. Von dort aus nahmen wir den Weg zu einem alten Fort (Rommel Fort) mit einer tollen Aussicht auf die Dühnen. Von dort aus sollten wir dann in Zweiergruppen selbst den Weg zurück in die Oase finden. Grundsätzlich gar kein Problem, ich hatte auf der Hinfahrt einen Tracker mitlaufen lassen. So führte ich die erste Gruppe an – hinter mir ein potenter V8 mit 350PS. An einer Düne rutschte dann plötzlich der seitliche Hang weg (der Sand war durch die Mittagshitze wohl weicher geworden) und Willi rutschte hinterher. Glücklicherweise hatte mir der Guide gerade gestern genau für diesen Fall Instruktionen gegeben und ich regierte gegen das innere Gefühl und lenke Willi in Richtung Tal bis er zum Stehen kam und glücklicherweise nicht kippte. Nach dem ersten Schreck konnten wir über Funk die anderen informieren, die dann aus unterschiedlichen Richtungen anrückten um uns zu helfen. Mit viel Fachwissen, Seilwinde, Gurten, Schaufeln und dem nötigen Fingerspitzengefühl von Tobias konnten wir unseren Willi wieder befreien. Nach diesem Erlebnis hatten wir erstmal die Nase voll.
Mir half ein entspannendes Bad im “Teich” der Oase mit anschliessender heisser, fettiger Portion Pommes Frites, Renate musste sich in unseren Willi zurückziehen um das alles zu verdauen. Wir hoffen, dass an den kommenden Tagen einmal andere zeigen dürfen, wie man sich aus mislichen Situationen befreien kann 😊.