Mit der Fähre (237.-€) ging es von Algeciras an Gibraltar vorbei nach Tanger. Die Zollformalitäten wurden gleich auf dem Schiff erledigt und die Fahrzeugeinfuhr dann direkt vor Ort. Die Einreise war kein Vergleich mit unserer ersten Reise 2008. Alles lief jetzt sehr geschmeidig: kein Stress, keine bezahlten Helfer. Nur kurz schaute ein Beamter ins Auto. Eine SIM-Karte und Marokkanisches Geld konnten wir direkt im Zollbereich besorgen. Alles sehr entspannt. Unser erster Stopp führte uns über die Berge nach Tetouan. Am kommenden Tag wagten wir uns mit unserem Fahrzeug direkt in die Innenstadt und konnten tatsächlich direkt vor der Medina parken. Das war schon etwas frech und eng – aber es ging.
Weiter ging‘s nach Chefchaouen, eine schöne Stadt am Rande des Rif-Gebirges. In diesem Gebirge wird nach Schätzungen auf 47.000ha Canabis angebaut. Man schätzt, daß bis zu 700.000 Personen davon leben. 2021 wurde erstmals eine legalisierte Nutzung von Cannabis für medizinische, kosmetische und industrielle Zwecke erlaubt. Die Dunkelziffer bleibt aber hoch. Gleich als wir aus dem Camping herauskamen wurden wir angesprochen, ob wir Hasch kaufen wollten. Schon bei unserer ersten Reise 2008 waren viele Touristen hier seeeehr entspannt. Das Städtchen macht einen netten und gepflegten Eindruck. Sie wird – aus gutem Grund – auch „die blaue Stadt“ genannt. Manche führen das Blau auf die frühe jüdische Bevölkerung zurück: Blau steht für Himmel, Gott, Spiritualität. Andere meinen, das Blau sei gegen den „bösen Blick“ oder diene dazu, die Häuser besser zu kühlen oder Mücken abzuwehren. Was letztendlich stimmt ist offen. In jedem Fall ein sehr schönes und friedliches Städtchen. Hier gönnten wir uns einen zusätzlichen Tag Pause.
Nach einer über 4stündigen Fahrt erreichten wir die alte Königsstadt Fes, die seit dem 8. Jhdt. existiert. Bei 40° Aussenthemperatur hatte nicht nur Kermit mit seiner Kühlung zu kämpfen. Zum Glück kühlte es Nachts auf ca. 22° ab und so konnten wir am kommenden Tag die Altstadt (Medina) besichtigen. Fes war früher die Hauptstadt, bis diese Aufgabe an Rabat weitergegeben wurde. Die Medina gilt noch immer als spirituelles und kulturelles Herz Marokkos. In ihr befindet sich die Al-Quaraouiyine Universität/Moschee, gegründet 859 n. Chr. Sie ist eine der ältesten kontinuierlich betriebenen Universitäten der Welt.
Daneben wird heute Leder gegerbt, Kupfergeschirr gedengelt, vielerlei Stoffe verkauft, und unzählige Geschäfte mit Touristenkram. Die Aufdringlichkeit, mit der Kunden geworben werden, hat glücklicherweise stark abgenommen. Vielleicht auch wegen dem handy, in das fast alle Verkäufer unentwegt starren. Ein gefülltes Brot mit Hackfleisch, ein frisch gepresster Orangensaft und ein Café noir sorgten dafür, daß uns die ausführliche Besichtigung wieder richtig Spaß machte.
Auf unserer Fahrt dorthin hatten wir auch den ersten Kontakt mit der Polizei. An vielen Straßenkreuzungen stehen Polizeiposten. Wir wurden rausgewunken und darüber aufgeklärt, daß wir wohl ein Stopp-Schild überfahren hätten. Wir haben schon im Vorfeld gelesen, daß dies eine beliebte Masche ist, Touristen abzukassieren. Sehr freundlich aber bestimmt, habe mich geweigert, diese Strafe zu bezahlen. Der freundliche Beamte hat mir genau mein Fehlverhalten erklärt. Nach eine Phase des Verstehens, weigerns, einsehens, … konnten wir dann ohne Strafzettel weiterfahren.